20. November 2015
19:00 Uhr
Tenglers Buchhandlung in Senftenberg, Markt 11
Autoren im Gedankenaustausch mit Autoren
Yana Arlt & Mina Witkojc
– präsentiert von der „Lausitzer Literatursammlung“
Unterstützt wird die zweisprachige Lesung von Günter Paulisch, Vorsitzender der Domowina-Ortsgruppe Senftenberg.
Yana Arlt erinnert mit einer Lesung am 20. November 2015 an Leben und Werk der sorbischen Dichterin und Publizistin Mina Witkojc
Der Anlass zu dieser Lesung war das Buch „Echo aus dem Spreewald“, das ich vor einiger Zeit geschenkt bekam und das ich erst jetzt in die Hand nahm. Im Nachwort las ich, dass Mina Witkojc am 11. November 1975 starb. Das ist bereits 40 Jahre her und so beschäftigte ich mich mit ihrer Lyrik, ihrem Lebenslauf. Eine Dichterin begegnet einer Dichterin, in vielen Denkweisen stellte ich Ähnlichkeiten fest. Mina Witkojc hat zeitlose Poesie geschrieben – über das Sorben- bzw. Wendentum; Nachtigall, Sturm und Blumen; über Familie, Lehrer, Weggefährten; Lebenswege und -entscheidungen. Natürlich unterscheidet sich meine literarische Herangehensweise gegenüber der Sorbin, die im Mai 1893 in Burg/ Spreewald geboren wurde aber die grundsätzliche Aussage, dass jedes Leben zu achten ist und seine Bedeutung und seinen Platz hat, stellt uns nah zueinander. Als 14 Jährige soll sie erste Gedichte geschrieben haben. Auch für meine ersten dichterischen Schritte kann ich dieses Alter ausmachen – es ist fast mysteriös. In meiner schreibpädagogischen Arbeit im Literaturzentrum „Ich schreibe!“ ist es ein wiederkehrendes Ereignis, dass Mädchen in diesem Alter meinen, ihre Erfahrungen in Versen am besten ausdrücken zu können. Wenige bleiben dem Schreiben treu und streben eine stetige Weiterentwicklung an, mit der Ausbildung, dem Studium, Familiengründung, Kindererziehung, Haushaltsführung, Berufstätigkeit geht das Interesse verloren – die jungen Frauen haben schlicht keine Zeit, um das eigene schöpferische Potential zu pflegen und ihm Raum zum Ausdruck zu geben. Mina Witkojc blieb Zeit ihres Lebens engagiert und streitbar, nicht jeder war ihr wohlgesonnen. 1942 flüchtete sie nach Erfurt, da ihr ein Aufenthalt in ihrem Heimatort Burg untersagt, gar verboten wurde. Man hätte gern gesehen, dass das Wendentum aus der Niederlausitz verschwindet. Erst 1954 kann sie in die Heimat zurückkehren und findet Zerstörung und Zerfall vor. Es gibt Menschen, die es in die Ferne zieht und Menschen, die eng mit ihrer Heimat verbunden sind. Ohne die Nahrung aus der Erde, in dem das eigene Sein wurzelt, versiegen ihre Lebenskräfte. Mina Witkojc starb in einem Pflegeheim in Papitz und ruht auf dem Burger Friedhof. Ich wandle auf ihren Spuren:
UND NACH UNS GEH
WO WIR GEGANGEN
EINE MAIGRÜNE BLÜTENSPUR
steht auf ihrem Grabstein.
~ Yana Arlt ~